Romeo und Julia

„Die Katastrophe passiert gleich zu Beginn. Gestorben wird zur Premiere von Shakespeares meistgespieltem Drama Romeo und Julia am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin am Anfang [...] „Denn hier liegt Julia, die mit ihrem Glanz diese Gruft zum Festsaal macht“, klagt Romeo (ein überzeugender, wie emotionaler Maximilian Gehrlinger) am Grab seiner scheintoten Geliebten, die so der Hochzeit mit Paris (Christoph Götz glänzt als böser Fiesling) zu entgehen sucht. So bleibt auch Romeo scheinbar nur der Tod. An Julias Seite nimmt er ein Gift. Was die Erwachende (eine mit viel Applaus bedachte Clara Wolfram) verzweifelt nach Tropfen der todbringenden Flüssigkeit suchen lässt [...] Als es nach Mercutios und Tybalts Tod zu Romeos Verbannung sowie Julias Flucht in den Scheintod kommt, siegt im Finale in Schwerin nicht der Tod über die Liebe, sondern die Liebe über den Tod. Romeo und Julia leben [...] Das Schweriner Publikum goutierte es mit viel Applaus.“ (Schweriner Volkszeitung, 30.09.2024, Max-Stefan Koslik)

„Große Tragödie auf großem Trampolin; die Welt als finsterer Ort voll Hass und Krieg; darin eine große Liebe hell strahlend: Ist das Weltflucht? Oder ein Ausweg aus dem Elend unserer Zeit? Das Schweriner Theater brachte am Freitag Shakespeares Romeo und Julia heraus, mit einer großartigen Clara Wolfram und einem wandlungsreichen Maximilian Gehrlinger in den Titelrollen [...] Nach der Premiere reagierte das Publikum gemischt: Viele riss es zu stehenden Ovationen hoch, andere zollten freundlich Respekt für eine nachdenkliche und berührende Aufführung [...] Die äußeren Aktionen sind reduziert und öffnen Räume für Innenperspektiven, die werden aktionsreich ausgespielt und erfüllen als klangvolle Sprache den Raum [...] Alle sind strahlend weiß, aber dennoch originell kostümiert (Clemens Leander) und agieren neben ihren Rollen auch als kollektive Menge. Immer wieder fallen sie um, reihenweise und vielfach wiederholt. Denn in dieser Version herrscht nicht nur ein Zwist zweier verfeindeter Familien mit gelegentlichen Duell-Gefechten, sondern handfester Krieg [...] Eine weitere Sonderbarkeit: das Verwischen der Grenzen zwischen Darsteller und Figur. So entsteht in der stark und großräumig gebotenen Liebesbeziehung zwischen Julia und Romeo eine doppelte, mitreißende Spannung. Während sich die Figuren vorbehaltlos füreinander öffnen, scheinen die Schauspieler ebenso vorbehaltlos um diese Geschichte einer Liebe selbst in finsteren Zeiten des Krieges zu ringen. Natürlich: Zu Recht!“ (Ostseezeitung, 30.09.2024, Dietrich Pätzold)