Fritz-Reuter-Bühne
Die Niederdeutsche Sparte des Mecklenburgischen Staatstheaters wurde ab 1920 von Schauspieler und Regisseur Richard Spethmann aufgebaut und 1926 offiziell gegründet. Zunächst aus einer Mischung von Laien- und Profischauspieler:innen bestehend, ist sie heute eine der beiden einzigen plattdeutschen Profitheater in Deutschland.
Den Namen Fritz-Reuter-Bühne erhielt die Sparte am 07. November 1946, zu ihrem 20. Geburtstag. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielten an der niederdeutschen Sparte markante Schauspieler:innen wie Margarethe Kassbaum-Hess, Carl Pingel, Hans Rogge und August Schlichting.
In der DDR zählte die plattdeutsche Sprache zu den „feudalen und bürgerlichen Relikten“ und die Verbreitung des Fernsehen machte der Bühne Konkurrenz. Intendant Martin Hellberg übernahm die Schauspieler:innen der niederdeutschen Sparte ins hochdeutsche Schauspielensemble. Dank des Engagements von Rudolf Korf und Anträgen des treuen Publikums wurden die Schauspieler:innen zum 50-jährigen Bestehen der Fritz-Reuter-Bühne wieder aus dem hochdeutschen Ensemble herausgelöst und erhielten ihren selbstständigen Status zurück, mit Rolf Martin-Kruckenberg als Direktor. Es begann eine erfolgreiche Zeit für die Bühne, mit steigender Anzahl an Gastspielen, Rundfunk- und auch Fernsehaufzeichnungen. Seit 1990 gastiert die Fritz-Reuter-Bühne weit über Mecklenburg-Vorpommern hinaus. Es spielten unter anderem Marga Heiden, Manfred Brümmer, Eberhard Bremer, Anke Neumann und Andreas Auer. Seit 2003 ist Rolf Petersen Direktor der niederdeutschen Sparte.
Allen Schließungsversuchen zum Trotz setzt sich die Fritz-Reuter-Bühne seit nun fast 100 Jahren für den Erhalt und die Verbreitung der plattdeutschen Sprache ein, die seit 1999 durch die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen geschützt wird.
Von Kinderstücken über Komödien und Musicals bis hin zu Tragödien bietet die niederdeutsche Sparte ein großes Spektrum an plattdeutschem Theater, das seit 2014 immaterielles Kulturerbe der UNESCO ist. Mit Vorstellungen in Schwerin und auf Tour durch Norddeutschland, ermöglicht die Fritz-Reuter-Bühne einen einfachen, spielerischen Zugang zu der traditionsreichen Sprache, auch für Platt-Unbedarfte. Es gilt einfach nur, sich heranzutrauen. Daher lautet das Motto der kommenden Spielzeit: Plattdüütsch – ein Spraak för all!